Wallfahrtskirche Riffian
Ein kunsthistorisches Kleinod
von Dr. Josef Pircher
Riffian gehört zu den ältesten und bekanntesten Wallfahrtsorten Südtirols und ist Wallfahrtsmittelpunkt des Burggrafenamtes. Die ersten urkundlichen Belege – vier Ablassbriefe – stammen aus dem Jahre 1310. Im Jahr 2010 konnte Riffian also das Jubiläum „700 Jahre Wallfahrt“ feiern. Die Gründungslegende erzählt: Ein Bauer bemerkte in der Nacht des Öfteren im Flussbett der Passer einen Lichtschein, ging Der Eingangsbereich mit Pfarrwidum, Mesner- und Organistenhaus bildet ein reizvolles Ensemble, das es zu schützen gilt. Der Bau des massigen Turmes wurde um 1500 begonnen. Bis zur Hälfte der Höhe ist er aus Granitquadern erbaut. Der Weiterbau wurde nur mehr mit einfachem Mauerwerk ausgeführt und erst 1767 in der heutigen Form vollendet. Der 37 m hohe Turm ist zum Wahrzeichen und Gemeindewappen von Riffian geworden. Die Baugeschichte des Gotteshauses beginnt mit einem romanischen Bau des 12. Jh. 1368 wurde ein gotischer Baukörper, 1465 eine Erweiterung des gotischen Vorgängerbaus geweiht. Der Besucherstrom machte im späteren 17. Jh. erneut eine Erweiterung erforderlich. In den Jahren 1669-1671 wurde die Kirche umfassend umgebaut und barockisiert. Der berühmte Baumeister Francesco Delai verstand es vorzüglich, den alten gotischen Bau Im Kircheninneren richtet sich unser erster Blick auf den prunkvollen Hochaltar. Der Aufbau ist in Holz gemacht, vergipst und prachtvoll marmoriert worden. Der Altar ist ein würdiger Platz für das Gnadenbild der Pietà, eine schöne Steinguss-Arbeit aus der Zeit um 1415. Sieben Putten umrahmen das Gnadenbild und tragen Schildchen, auf denen die Sieben Schmerzen Mariens gemalt sind. Die vier großen, vom Bildhauer Balthasar Horer geschaffenen Seitenstatuen haben alle ihren eigenen Bezug zum Gnadenbild: Der greise Simeon (rechts vom Gnadenbild), der Prophet Jesaja (links vom Gnadenbild) sowie vorne der Evangelist Johannes (links) und Maria Magdalena (rechts). Der Taufstein aus weißem Marmor gilt als einer der interessantesten und symbolträchtigsten Tirols. Er entstand um 1380-1400. Die in Stein gehauenen Bilder berichten von der Erlösung im reinigenden Bad der Taufe. Die Kreuzesdarstellung am linken Eckpfeiler ist eine vorzügliche Arbeit des Oberinntaler Bildhauers Hans Patsch (um 1633): Jesus am Kreuz und unter dem Kreuz die Mater dolorosa/die schmerzhafte Mutter; ihr Herz wird von einem Schwert durchbohrt. Nicht zu übersehen ist die Kanzel, eine Arbeit der Passeirer Schnitzschule. Das Kanzeldach zieren ein großes Wappen der Herren von Stachelburg, die Evangelistensymbole und zuoberst das Lamm Gottes am Siegelbuch. Linker Seitenaltar („Allerheiligenaltar“): Das Altarbild von Joseph Wengenmayr hebt Maria als Rosenkranzkönigin hervor. Diese wird von zahlreichen Heiligen umgeben. Rechter Seitenaltar („Immaculataaltar“): Auf dem Altarbild von Matthias Pussjäger steht Maria als „Unbefleckte“ auf der Weltkugel und bezwingt das von Schlange und Höllendrachen verkörperte Böse. Vier Engel tragen Symbole Mariens: Turm (Standhaftigkeit), Spiegel (Gerechtigkeit), Stern (Wegweiserin zu Gott) und Lilie (Reinheit). Im Deckenfresko unterstreicht der Maler Josef Strickner aus Innsbruck (1777) die Auserwählung Mariens: Sie wird mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen Auf den Langhauswänden hat Hans Rabensteiner 1897 zwei Szenen aus dem Leben Mariens dargestellt: auf der ostseitigen Wand die Geburt, auf der westseitigen den Tod Mariens. „Polstermadonna“: Die auf einem Kissen thronende Madonna mit Kind wurde Das Relief des hl. Josef Freinademetz (ebenfalls an der westseitigen Langhauswand) wurde vom Grödner Künstler Emmerich Senoner geschnitzt, der Kirche geschenkt und am 1. Mai 2014 gesegnet. An der ostseitigen Langhauswand: Grabstein für Beatus a Porta, Bischof von Chur, der in den Wirren der Reformation aus Chur vertrieben wurde, 1590 als Pfarrer von Tirol starb und hier beigesetzt wurde. Das Glasfenster an der Empore ist ein Frühwerk des gebürtigen Riffianers Hans Prünster (1932) und stellt die hl. Cäcilia, umgeben von musizierenden Engeln, dar. Auch die Friedhofskapelle ist einen Besuch wert, birgt sie doch kunsthistorisch höchst bedeutungsvolle Fresken, die den Auftakt zur Wandmalerei der internationalen Gotik bilden. 1415 malte Meister Wenzeslaus die Kapelle aus, stellte Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dar, z. B. den Mannaregen oder die Kreuztragung, und verewigte sich in einem Schriftband. |
Zum Durchblättern: Kirchenführer Riffian
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